
Am Mittwoch fuhren Jochen und ich, einen Tag früher als geplant Richtung Chamonix. Der extra Tag sollte dazu dienen sich vor Ort noch etwas besser zu orientieren. Ich staunte darüber dass ich tatsächlich doch so extrem aufgeregt war! Eigentlich gelingt es mir immer ziemlich ruhig zu bleiben, aber diesmal war es völlig anders. Sogar Jochen, der mich als Supporter begleitete, war ziemlich aufgeregt.
Die Fahrt nach Chamonix lief gut und ohne größere Staus. Es ist immer schön durch die Schweiz zu fahren! Der Genfer See war trotz des nicht so gutem Wetters beeindruckend!

Wir brachten unsere Sachen in die Unterkunft, parkten unser Auto dort und machten uns auf den Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Chamonix! Auch dies wollten wir erkunden, da in Jochens Buspass nicht die Strecke von Les Houches nach Chamonix inbegriffen war und er Diese ja Freitag und Samstag spät in der Nacht fahren musste!
Angekommen in Chamonix hüpfte das Trailrunnerherz! Das “Runner Village” ist wie ein riesiger Weihnachtsmarkt für Trailrunner! Alle Marken, alle Produkte sind vertreten! Ich muss gestehen dass ich hier auch fleißig eingekauft habe! Es kommt nicht oft vor dass ich den gleichen Lauf wie Courtney Daughwater mache und mein Name gemeinsam mit Ihrem auf den Eventshirts steht!

Tatsächlich muss ich feststellen dass die Organisation vom UTMB erstaunlich ist! Damit die Straßen nicht überfüllt sind muss man für seine Supporter Shuttlebus Tickets kaufen und die Straßen sind für regulären Verkehr gesperrt. Ansonsten würde der bei der Masse an Menschen wohl auch völlig zusammen brechen! Als wir in Grindelwald ankamen für unseren Eiger250 vor sechs Wochen, musste ich mir schon einen Slot für meine Startnummern Abholung buchen. Denn auch hier sollen natürlich nicht tausende Läufer zugleich auftauchen! Alles war sehr einfach über mein UTMB Account buchbar!
Wir erkundeten also wo wir die Dropbag abgeben mussten, die Startunterlagen holen und wie wir von dort auch zum Start gehen würden. Dann noch von wo Jochen den Nachtbus nach Les Houches nehmen musste. Anschließend fuhren wir zurück zur Unterkunft und kochten uns leckere Nudeln.

Am Donnerstag war in der Früh dass Wetter leider gar nicht schön! Ich hoffte sehr für Franzi die heute Nachmittag beim OCC laufen würde, dass sich dies noch ändern würde! Wir mussten nun erstmal unsere Unterkunft wechseln da wir spontan einen Tag früher gekommen waren und Sie da noch belegt war. Deshalb mussten wir in der ersten Nacht in Sant Gervais übernachten. Wir kauften auch etwas Essen für den Abend ein und dann kam Elisa die sich um die Ferienwohnung kümmert und ließ uns schon rein. Sie nahm uns dann auch gleich mit nach Chamonix wo wir den restlichen Tag verbrachten. Ich holte meine Startunterlagen und Jochen, der leider nicht mit reinkommen durfte, schaute derweil zu wie Jim Womsley der Erste Läufer vom OCC ins Ziel kam! Das Wetter hatte sich in der Tat verbessert und es war ein wunderschöner Nachmittag!



Die Atmosphäre in Chamonix zog einen einfach total in den Bann! Auch Jochen, der eher etwas kritisch hier her gekommen war, gab zu dass er total begeistert war! So viele Eliteläufer die durch dieses wunderschöne Bergdorf liefen und dazu all die Glücklichen die sich qualifiziert oder Glück in der Lotterie gehabt hatten. Die Supporter die für ihre Läufer eine enorm wichtige Rolle spielten, die Familien und Freunde. Presse und Sportmagazine sowie natürlich Sponsoren!
Jeder war aufgeregt. Jeder verfolgte andere Ziele, aber Eins war klar, jeder Läufer wollte sich seinen Traum erfüllen und bei diesem größten Trailrunning Event der Welt ins Ziel kommen! Manchen ging es um Platzierungen und Preisgelder, Anderen darum es einfach einmal zu schaffen, denn es war uns, die nicht zur Elite gehörten, sehr wohl klar wie schwer es ist bei diesem Lauf am Start zu stehen!
Dementsprechend aufgeregt waren auch Alle! Wir schauten nochmal von wo Jochen am Freitag in die Shuttlebusse einsteigen musste und fuhren von dort auch zurück nach Les Houches. Wir kochen uns wieder etwas Leckeres und gingen nochmal die Ausrüstung durch sowie den Dropbag und Jochens Supportertasche. Das Winterpacket war aktiviert worden und so nahmen wir noch letzte Änderungen vor. Dann gingen wir schlafen und ich muss sagen dass ich trotz der Aufregung erstaunlich gut geschlafen habe!


Am nächsten Tag strahlte die Sonne auf den Mount Blanc und wir konnten kaum glauben dass das Wetter wirklich so grausam werden sollte wie angesagt. Ich ging mental nochmal meinen Lauf durch und meine Strategie und Jochen machte ein schönes Läufchen.

Dann sind wir nach Chamonix gefahren. Wir waren recht früh dran, aber da die Strecke etwas verlängert wurde wegen einem Steinschlag auf der Originalstrecke und auch die Startzeit etwas nach vorne verschoben wurde war es mir einfach wohler. Aufgeregt war ich ja so oder so, ob in Les Houches oder in Chamonix! Wir gaben also meine Dropbag ab und besorgten für Jochen noch ein Laufshirt als Andenken. Bei schönem Wetter wollten wir dies mit einer leichten Wanderung am Montag einweihen. Da das Runners Village kurz vorm schließen war, wurden alle Eventshirts 40% reduziert verkauft, da nahm ich gleich noch Eins mit! Dann holten wir uns einen Kaffee und machten uns langsam auf dem Weg zum Start. Die Aufregung wurde immer größer, bei uns Beiden!!!







Dann waren wir da! Am Place Triangle de l’Amitié. Von hier sollte es los gehen. Vor uns der Torbogen vom Start, hinter uns die Kirche! Wie oft hatten wir uns schon Start Videos von hier bei YouTube angeschaut als Motivation vor einem Trailrun!!! Nun standen wir hier! Hier wo ich in etwas über 2 Stunden meinen Lauf, einmal um das Mont Blanc Massiv, durch Frankreich, Italien und die Schweiz beginnen würde! Dabei galt es 175km und 10.000 Höhenmeter zu überwinden! Es waren schon viele Läufer dort. Dennoch bekamen wir einen guten Platz sehr weit vorne! Ich wollte schnell los kommen da es soviele Läufer waren! Freudig stellten wir fest dass wir uns dort gemeinsam hinsetzen konnten und Jochen mit mir warten konnte! Ich war begeistert Ihn bei mir zu haben! Meine Sorge war hier Stunden lang alleine zu stehen und dass Jochen irgendwo weiter weg alleine stehen musste. So war es einfach perfekt! Jochen holte sich ein Bier und wir unterhielten uns mit den anderen Läufern und Supportern. Die Stimmung war einzigartig! Jochen gab zu dass das UTMB Fieber ihn auch völlig gepackt hatte! Es war eine Mischung aus Sportevent und Festival Feeling. Meine Aufregung wurde besser weil ich nun wusste dass ich Jochen hier bis zum Start bei mir hatte! Es war wirklich eine magische Atmosphäre! Als die Eliteläufer dann vorgestellt wurden und ihren Platz einnahmen wurden Alle wieder sichtlich aufgeregter. Die Vorstellung dass eine Courtney Daughwater nur einige Meter weit weg von mir stand war unbeschreiblich! Als dann Alle gemeinsam “Imagine” von John Lennon sangen war es einfach überwältigend! Dann folgte der Soundtrack von Transformers “Arrival to Earth” jeder wusste was hierauf folgte!!! CONQUEST OF PARADISE! Die Startmusik von legendären UTMB! GÄNSEHAUT!!! Aufregung, Freude und auch ein klein bisschen Angst lag in der Luft! “Une Minute” … “one minute” … Go, go, go!!! 2.500 Laüfer und Läuferinnen machten sich auf den Weg. Jeder von uns hatte den Traum diesen Lauf zu finishen und somit zu den UTMB-Finishern zu gehören.




Es fühlte sich komisch an ohne Jochen an meiner Seite loszulaufen! Wir hatten alle Läufe dieses Jahr zusammen gemacht! Nun musste ich ohne ihn laufen. Zum Glück war er während des Wettkampfs auf der Strecke für mich da! Die Stimmung wurde immer besser! Soetwas habe ich noch NIE erlebt! Soviele Menschen die einen zujubelten und uns Läufer feierten! Einfach Wahnsinn!!! Es ging einfach immer weiter und weiter und ich muss gestehen dass mir tatsächlich ein paar Tränen in die Augen kamen. Die Emotionen waren einfach so groß! Hier war ich nun mit den besten Läufern der Trailrunnig Szene. In einem so wunderschönen Ort! Ich wusste dass meine Familie und viele Freunde mich auf meinem Lauf live verfolgten. Es war einfach nur überwältigend!

Immer wieder dachte ich, nun wird es gleich weniger, ok jetzt! Aber es war einfach gigantisch! Bis Les Houches verflogen die Kilometer und ich war sogar etwas vor meiner geplanten Zeit dort… dann weiter über Col de Voza und runter nach Sant Gervais! Es hatte pünktlich zum Startschuss angefangen zu regnen aber es war nicht kalt. Ich achtete darauf genügend zu trinken damit ich auch genügend Energie hatte. Die Stimmung in Sant Gervais war auch genial! Wieder extrem viele Menschen die einen feierten! Ich wechselte schnell meine Flaschen, trank etwas Wasser und lief weiter nach Contamines. Dort würde Jochen stehen und auf mich warten! Darauf freute ich mich sehr!!! Mir ging es wirklich gut und die Aufregung war nun verflogen. Ich genoss es einfach hier zu sein!




Auch in Contamines war ich etwas vor der ausgemacht Zeit! Dort war Jochen! Er füllte mir meine Flaschen auf und ich ass etwas. Nun konnte ich dass Tempo etwas herausnehmen! Ich hatte Sorge gehabt vor den Cut-Off-Zeiten am Anfang. Ich wusste nicht wie ich wegkomme und wie eng es teilweise mit sovielen Läufern auf der Strecke werden würde! Aber da ich soweit vorne gestartet war konnte ich von Anfang an laufen ohne dass es irgendwo eng wurde!


Ich gab Jochen einen Kuss und machte mich weiter auf den Weg zur “Hoka Flyzone” Hier wollte Jochen auch nochmal stehen. Man hört immer wieder der UTMB sei am Anfang eher wie ein Straßen-Rennen, dass mag sein, es ist sehr laufbar! Aber ich habe noch nie ein Straßenrennen gemacht wo man so genial angefeuert wurde!!! Die Flyzone war Mega! Man läuft durch lauter bunt erleuchtete Bögen durch und auch hier stehen die Leute Spalier und jubeln einem zu beim vorbei laufen! Sie machten dies für jeden Läufer, egal ob Elite oder nicht. Es war total schön. Leider haben Jochen und ich uns hier verpasst. Entweder war ich zu schnell hier, oder sein Shuttlebus zu langsam. Ich hätte ihm gerne noch gute Nacht gesagt. Aber ich wusste ja er würde in Coumayeur morgen früh wieder auf mich warten. Darauf freute ich mich schon!

Die Masse säumte auch den ersten Abschnitt des von hier sehr steilen Anstiegs zum Col Bonhomme! Dann, ganz allmählich waren wir Läufer alleine. Stirnlampen vor und hinter mir soweit ich sehen konnte. Nein, alleine war ich nicht! Aber das war auch nicht schlimm! Ich wusste dass es so sein würde und tatsächlich fand ich es sogar irgendwie beruhigend! Der Regen wurde immer schlimmer! Auch der Wind frischte auf. Ich stoppte und zog mir die Regenhose an. Eine Läuferin tat es mir gleich, allerdings war sie deutlich schneller als ich! Irgendwie hab ich mich etwas blöd angestellt. Egal, die Hose war angezogen und weiter ging es. Ich staunte dass soviele Läufer noch ohne waren. Teilweise sogar ohne Jacke! Es war wirklich sehr starker Regen und auch starker Wind! Am Checkpoint La Balme wurde dann Allen nahegelegt die Jacken und Hosen anzuziehen. Die meisten befolgten hier auch den Rat.
Je höher wir kamen umso kälter und nasser wurde es. Trotz der Regenkleidung war Alles nass und hing nur noch an einem dran. Der Weg war kein Weg mehr sondern eher ein Bach! Mir fielen die Ersten auf die weinten. Vermutlich war Ihnen kalt und die nun auch mittlerweile durchnässten Schuhe halfen da auch nicht gerade. Mir war auch kalt, aber ich verdrängte dass und bewegte mich einfach weiter den Berg rauf! Nun wurde der Regen zum Schnee! Wir liefen durch Bäche und daneben lag Schnee. War es wirklich August? Ich war etwas hierauf eingestellt. Als ich vor fünf Jahren mit Jochen die Tour Mont Blanc (TMB) gemacht hatte, überraschte uns auch am Col de Seigne ein Schneesturm im August.
Ich ahnte nichts Gutes, von genau dieser Tour vor fünf Jahren wusste ich dass der Downhill nach Les Chapieux bei nassem Wetter sehr schwierig und rutschig war! Was soll ich sagen, es war noch schlimmer als von mir erwartet! Tatsächlich habe ich soetwas noch NIE erlebt! Ich habe wirklich schon viel erlebt, schlimmes Wetter am Berg, rutschige Trails! Aber was uns Läufer hier erwartete hatte es wirklich in sich! Vielleicht lag es auch daran dass schon soviel vor uns durch den nassen matschigen Boden gelaufen sind. Auf jeden Fall hatte es mit Laufen nicht mehr viel zu tun! Es war eher ein kontrolliertes Rutschen wobei die Schuhe zum Teil komplett im Matsch versanken. Ich beschloss meine Stöcke zu nutzen, so konnte ich kontrollierter den Berg hinunter laufen/rutschen. Ich überholte unheimlich Viele! Ich glaube dass wirklich jede Menge Läufer mit diesem Downhill überfordert waren!
Im Schuh waren die Füße jetzt nicht nur total nass sondern es war auch noch eine gewaltige Schlammasse drinnen. Ich freute mich schon darauf meine Schuhe endlich auszuleeren! In Les Chapieux angekommen stellte ich fest dass der Downhill tatsächlich auch mich Kraft gekostet hatte! Ich war zweimal ausgerutscht und hatte mir dabei leicht den Oberschenkel gezerrt. Dass abbremsen mit den Stöcken war anstrengend gewesen. Normalerweise laufe ich ohne abbremsen den Berg hinunter. Das Bremsen hatte Kraft gekostet!
In Les Chapieux wurde dann noch etwas Pflichtausrüstung gecheckt. Die Dame freute sich über mein Einhorn am Rucksack. Meine Glücksbringer mussten heute wirklich ganze Arbeit leisten. Ich war nur zwei mal leicht ausgeruscht, Andere hatten sich zum Teil glaube ich ziemlich verletzt. Einige waren unterkühlt und wieder Andere völlig verzweifelt. Mir ging es eigentlich recht gut. Ich lag gut in der Zeit und fühlte mich, auch wenn ich die Anstrengung und Kälte merkte, sehr gut!
So machte ich mich also weiter in Richtung Col de Seigne. Hier ging es dann über die Grenze nach Italien. Ich wusste, wenn es am Col Bonhomme geschneit hat dann würde es am Col de Seigne auch schneien. Ich hatte meine Handschuhe getauscht und hatte nun meine ganz warmen Winterfäustlinge an. Die Hände waren schön warm! Leider konnte ich dass von meinen Füßen nicht behaupten. Aber ich wusste dass der Downhill zum Lac Combal besser würde als die Matschpiste die ich gerade erlebt hatte. Die Läufer um mich herum waren Alle recht stark und wir Alle konzentrierten uns darauf Schritt für Schritt nach oben zu kommen. Wieder wurde einem der Schnee ins Gesicht gepustet und es war wirklich kalt! Auf dem Weg nach unten musste ich dann auch noch stehen bleiben und meinen Akku von der Stirnlampe zu wechseln. Einen blöderen Zeitpunkt hätte sich meine Lampe nicht aussuchen können! Ich sagte mir immer wieder “Mind over Matter”! Freute mich darauf dass mit jedem Schritt ich Jochen etwas näher kam. Ich dachte an Anja und wie wir beim KAT100 gemeinsam dem Gewitter getrotzt hatten. Ach wie lieb mir ein Gewitter gewesen wäre!!! Es wäre wesentlich schneller vorbei gewesen und nicht ganz so kalt! Trotzdem liebe Anja, du warst bei mir da oben im Schneesturm, ich habe dir zugelächelt und geflüstert es ist nur etwas Schnee und Matsch! Dass schaffe ich!!!
Der Downhill war zwar etwas rutschig, aber dennoch vorsichtig laufbar! Und dann war ich am Lac Combal angekommen. Ich zog Schuhe und Strümpfe aus und wrang erstmal die Socken aus! Ich musste sie noch tragen bis nach Coumayeur. So zog ich Sie wieder an, schüttelte die Schuhe aus und zog auch Diese wieder an! Ich füllte meine Flaschen auf. Ich hatte zu wenig getrunken! Immerhin hatte ich getrunken, was mir nicht leicht fiel bei der Kälte und dem Sturm. Dennoch hätten es bis hier her noch zwei Flaschen mehr sein müssen! Ich trank noch einen Suppe und lief weiter!



Nun wurde es ganz allmählich heller und man erkannte die Umrisse der Berge! Auch der Regen hatte aufgehört zum Glück! Nun ging es den Mount Favre hoch und es wurde hell! Der Blick auf die Berge entschädigte mich für die Strapazen der letzten Nacht! Es war einfach so wunderschön! Von hier oben ging es nun einen schönen Downhill runter nach Chercroit und weiter nach Courmayeur.
In Chercroit leerte ich wieder meine Schuhe aus und ging auf Toilette. Ich hatte sogar Garmaschen an, ich fragte mich wie dass innere meiner Schuhe wohl sonst ausgehen hätte! Dann lief ich freudig weiter nach Coumayeur. Es wurde immer wärmer mit zunehmenden Tageslicht und ich freute mich auf diesen Tag!




In Coumayeur wurden wir wieder total schön angefeuert! Aber am allerschönsten war dass ich hier meinen Schatz sah! Er holte mich gleich am Eingang ab und fürhte mich zu einen Tisch! Dort gab ich ihm meine Dropbag die mir beim einlaufen gegeben wurde. Jochen hing gleich Uhr und Handy ans Ladegerät. Ich berichtete ihm was ich in der Nacht erlebt hatte und auch dass ich so etwas noch NIE erlebt hatte! Ich musste auf dem nächsten Abschnitt erstmal deutlich dass Tempo rausnehmen meinte ich zu ihm. Er bekräftigte mich und meinte ich habe mir soviel Zeit auf die Cut-Off-Zeiten gelaufen und auch mein persönlicher Zeitplan war noch total stimmig. Ich war sogar eher zu schnell! In Courmayeur habe ich länger gebraucht als wenn es in der Nacht gutes Wetter gehabt hätte! Ich verdrückte eine warme Suppe und einen Riegel. Ich hatte immerhin etwas von meinen Tailwind getrunken, war aber immernoch zu wenig! Jochen füllte mir die Flaschen auf.
Alles was ich besaß war total nass! Ich wechselte meine ganzen Klamotten, es tat so gut etwas trockenes anziehen! Meine Füße sahen aus! Ich machte sie erstmal sauber und es tat so gut frische Socken und Schuhe anzuziehen! Jochen half mir total lieb dabei! Endlich wurden Sie auch wieder warm. Ich hatte sogar Schlamm im Gesicht! Jochen freute sich, denn ich sah wohl besser aus als viele Läufer die reingekommen waren. Ich stellte fest dass er recht hatte. Sehr Vielen hatte die Nacht extrem zugesetzt! Mehere Hundert sind tatsächlich auch hier in Courmayeur ausgestiegen. Es tat mir so leid für die Läufer die aussteigen mussten. Viele hätten es bestimmt geschafft wenn die Verhältnisse besser gewesen wären! Aber so sind Ultras! Keine Gnade!!! Da muss man leider mit Allem rechnen. Eben auch winterlichen Wetterverhältnissen im Hochsommer! Zumindest wenn man einen Ultra in den Bergen macht! Dennoch, viele Träume sind hier am Samstag bzw Freitag Nacht auf dem Weg von Les Contamines nach Courmayeur geplatzt. Einmal den UTMB zu finishen! Ich fühlte mit Allen die es nicht geschafft hatten.


Jochen berichtete mir wie schwierig es mit den Shuttlebussen sei! Lange Schlangen, weite Strecken! Er meinte er würde es nur noch nach Champex Lac schaffen und dann ins Ziel wenn er mich nicht im Ziel verpassen wollte. Ich stimmte zu dass mir dies die wichtigsten Punkte waren wo ich ihn haben wollte! Er begleitete mich noch ein wenig! Die Trennung in Courmayeur fiel uns schwer! Ich würde ihn erst heute Abend wieder sehen. Aber ich freute mich schon darauf! Mir ging es gut und der nächste Abschnitt war ein sehr schöner! Es war Tag und wenn gleich auch etwas bewölkt so war es dennoch nicht zu kalt. Ich hatte trockene Sachen an und endlich auch trockene Schuhe.

So machte ich mich fröhlich auf den Weg Richtung Refuge Bertone. Nun waren auch Wanderer unterwegs die den TMB machten. Sie waren sehr nett! Sie beglückwünschten uns und feuerten uns an. Ich war tatsächlich nicht viel schneller hoch als Sie. Leider musste ich feststellen dass mein Oberschenkel etwas krampfte von wo ich beim Downhill hingefallen war im Matsch. Auch die Wade zwickte etwas. Ich ging einfach langsam Schritt für Schritt nach oben und freute mich auf die tollen Ausblicke die ich auf dem Höhenweg auf Berge und Gletscher haben würde. Dieser Abschnitt hatte mir damals schon besonders gut gefallen und ich musste viel daran denken wie ich hier mit Jochen unterwegs war. Der Höhenweg lief ganz gut. Dass Zwicken in der Wade war besser geworden! Ich hatte mich bei der Refuge Bonatti etwas hingesetzt, meine Wade massiert und noch etwas gegessen. Ich genoss auch mein Drinksalt welches Jochen mir in Courmayeur in die Flasche gefüllt hatte! Tailwind fiel mir irgendwie schwer zu trinken, obwohl ich es so dringend brauchte!


Heute war es etwas bewölkter als damals und man sah die Berge mit ihren Gletschern nicht ganz so gut. Dennoch war es sehr beeindruckend! Der Downhill nach Arnouvaz war zwar etwas technischer, aber dadurch dass er trocken war doch laufbarer als die meisten die wir bis jetzt hatten auf der Strecke! In Arnouvaz machte ich eine kurze Pause. Flaschen waren immer noch nicht komplett leer. Dass musste besser werden! Ich befürchtete in ein Energietief zu laufen! Ich sah in der Live-Übertragung dass Courtney Daughwater mittlerweile 3. Frau war und drückte ihr die Daumen dass sie aus ihrer “Paincave” rauskäme und wieder aufholen konnte! Ich ging noch mal auf Toilette und dann machte ich mich an den Aufstieg zum Grand Col Ferret. Hier ging es rüber in die Schweiz. Es war ein sehr schöner, steiler Aufstieg. Eigentlich sehr gut um in ein Rhythmus zu kommen. Aber ich kam nicht schnell voran. Ich merkte den Krampf in meinem Oberschenkel. Allerdings machte ich mich nicht verrückt. Ich war weit vorne im Feld. Hatte beim Downhill immer wieder viele überholt. Der Plan war auch ab Courmayeur etwas lockerer zu machen. Deshalb störte es mich nicht dass mich bergauf ziemlich viele überholten. Ich machte ab und zu eine kleine Pause und ließ Sie vorbei. Ich genoss den Blick auf den Gletscher der mittlerweile wolkenfrei sichtbar war. Langsam machte ich meinen Weg nach oben und so kam ich auch an am Grand Col Ferret! Jetzt war ich also in der Schweiz. Ich genoss den Downhill nach La Fouly. Ich stellte fröhlich fest dass das Zwicken in der Wade tatsächlich komplett weg war. Das machte mir Mut. Die Strecke war auch sehr schön! Sie führte durch Wald und an einem Fluss entlang.


In La Fouly waren auch wieder viele Leute die uns anfeuerten. Ich war etwas müde, ich glaube es lag an der vergangenen Nacht. Irgendwie waren Alle um mich herum etwas müde. Zumindest war es jetzt so dass die Einen bergauf schneller waren und die Anderen, dazu zählte ich halt, bergab! Der Weg nach Champex Lac ist wirklich sehr schön! Ich ärgerte mich nur da ich bergauf wirklich langsam war. Ich vermute es lag auch viel daran dass ich nicht genügend Tailwind getrunken hatte. Ich hätte mich mehr zwingen müssen! Ich konnte auch keinen Riegel essen, da es meinem Magen nicht so gut ging! Ich war also nun im Energie-Tief! Hier habe ich auf jeden Fall Verbesserungspotenzial! Ich muss mal testen was ich noch nehmen kann und was ich gut vertrage wenn ich nicht mehr “Süß” mag. Ich sehnte mich nach Salzstangen, aber die gab es leider nicht. Ich versuchte mich nicht verrückt zu machen. Gleich würde ich Jochen sehen und darauf freute ich mich! Der letzte kleine Uphill nach Champex Lac kam mir unendlich vor! Doch dann hatte ich es geschafft! Ich war da, in diesem wunderschönen Ort!

Da war auch schon Jochen. Er kam mir fröhlich entgegen! Ich sagte ihm dass mir Bergauf zu schaffen machte und wir gingen erstmal rein und setzten uns an einen Tisch. Jochen nahm wieder Uhr und Handy und steckte sie zum Laden an die Powerbank. Er wollte mir eine Suppe oder etwas anderes zu essen holen aber ich meinte nur ich krieg nichts runter. Er holte Tee und meinte den müsse ich aber trinken sonst lässt er mich hier nicht weg! Ich fragte ihn ob Courtney dritte geworden sei. Er meinte auch ihr sei es heute nicht leicht gefallen und Sie sei am Ende 10. Frau geworden! Sie hat aber bis zum Schluss durchgezogen! Was für ein Vorbild! Ich fand es toll dass Sie durchgezogen hat!! “Race over Ranking”!!!

Ich legte die Beine etwas hoch und mein Schatz massierte Sie mir mit etwas “Icyhot”. Dass tat gut. Ich zog nun auch mein langes Oberteil an, die Nacht sollte wieder sehr kalt werden! Ich überlegte ob ich die Beinlinge anziehen sollte, aber es folgte nun nach einem kurzen Downhill ein gewaltiger Uphill und da hielten wir es nicht für nötig. Ich konnte Sie ja immernoch anziehen! Ich wunderte mich dass ich müde war. Normalerweise bin ich dass nie beim laufen. Ich verbrachte mehr Zeit als geplant in Champex Lac aber trotzdem nicht soviel dass es mir schwer gefallen wäre weiterzulaufen. Jochen begleitete mich noch bis zum Ende des Sees, das nächste Mal würde ich ihn im Ziel in Chamonix sehen. Später würde er mir berichten welch Dramen sich hier noch abgespielt hatten. Viele ließen sich hier mit Verletzungen behandeln und eine Menge sind hier nochmal ausgestiegen.

Ich war nun zwar etwas müde aber guter Dinge auf dem Weg nach Trient. Ich war tatsächlich zum erstmal komplett alleine unterwegs und da überkam mich auf einmal der Gedanke ob ich richtig sei. Ich schrieb Jochen, er meinte aber ich sei schon richtig! Ich wollte gerade meine Navigation an der Uhr anmachen da hörte ich von hinten Stimmen und sah auch Lichter. Langsam wurde es also wieder dunkel. Die Nacht sollte kalt werden hatte Jochen gesagt. Aber immerhin kein Regen! Die zwei Männer schlossen zu mir auf und ich lief eine Weile mit Ihnen. Wir kamen ins Gespräch. Es war gar nicht so einfach Jemanden zu finden der englisch konnte. Es war sehr nett sich mal ein wenig zu unterhalten. Dann began der Uphill und ich konnte nicht dran bleiben. Ich ging weiter Schritt für Schritt. Wieder fiel es mir schwer mein Tailwind zu trinken und ich merkte dass mir leicht übel wurde. So ein Mist! Irgendwie musste ich wieder rauskommen aus meinem Tief ansonsten würde es noch ein SEHR langer Lauf werden. Ich nahm immer wieder kleine Schlucke von meinem Tailwind aber die Flaschen wollten einfach nicht leer werden und dem Magen wurde immer Flauer! Es kam mir vor wie eine Ewigkeit bis nach la Giète. Ich musste immer wieder schnellere Läufer vorbei lassen da der Trail zu schmal war um jemanden zu überholen. Dass brachte mich jedes mal raus aus meinen (wenn auch sehr langsamen) Rhythmus. Es kostete nochmal extra Kraft. Ich sagte mir immer wieder wenn Courtney gebissen hat dann kannst du dass auch! Ich erinnerte mich an nette Gespräche mit Anja beim KAT100 und wie ich beim Eiger250 mit Jochen vor sechs Wochen durch die Nächte gelaufen bin. Vielleicht lagen mir die 270km ja doch noch etwas in den Beinen. War jetzt aber auch egal! Ich setzte einen Fuss vor den Anderen und endlich hatte ich den Anstieg geschafft! Nun kam ein Downhill nach Trient und ich holte wieder Einige ein die mich überholt hatten.
In Trient machte ich wieder länger Pause als ich vor hatte. Ich ass ein paar Nudeln. Irgendetwas musste ich versuchen und die waren schön geschmacksneutral! Dann versuchte ich einen Stein der mich seit einer Ewigkeit nervte aus meinen Schuh zu bekommen. Ich konnte ihn nicht finden und dachte er sein draussen. Beim los laufen merkte ich dass Er immernoch dort drin war. Also setzte ich mich wieder hin und versuchte es erneut. Es schien besser und so machte ich mich auf den nächsten Anstieg von über 640 Höhenmeter auf nur 4km. Ein sehr steiler Anstieg! Als ich meinen Zeitplan geschrieben hatte, hab ich irgendwie nicht so bewusst wahrgenommen wieviel Höhenmeter auf den letzten Abschnitten noch zu bewältigen waren. Da hatte ich wohl zu knapp kalkuliert, bzw. war ich davon ausgegangen dass es mir sehr viel besser gehen würde. Fairerweise muss man sagen dass es den Leuten um mich herum, und es waren ausschließlich Läufer mit einem viel höheren UTMB Index welches ich an der Startnummer erkennen konnte, auch so ging. Die Läufer die den Berg noch schnell hinauf kamen, hatten dafür ihre Probleme Bergab. Ich denke dass schlechte Wetter der ersten Nacht hatte wohl doch bei uns Allen an den Kräften gezogen.
Immerhin wurde meine Müdigkeit besser. Wieder musste ich Bergauf oft stehen bleiben um Andere vorbei zu lassen. Irgendwann hatte ich einen sehr netten Franzosen hinter mir der nicht vorbei wollte. Wir gingen gemeinsam Schritt für Schritt diesen steilen Anstiegs hinauf auch wenn es einfach ewig gedauert hat. Ich merkte wie meine Beine doch kalt wurden und ich zog mir meine Beinlinge von Compress an. Dass hätte ich viel früher tun sollen den ich merkte wie mir die Compression neue Kraft gab. Auch die Nudeln die ich in Trient gegessen hatte, hatten gut getan und meine Übelkeit wurde besser. Ich nahm nun auch wieder, wenn auch immer noch viel zu wenig, regelmäßig Tailwind zu mir. Ich schloss wieder zu meinem Franzosen auf der auch gerade eine Pause machte und mich vorbei ließ. Dann gingen wir wieder gemeinsam weiter. “Nearly made it” sagte er und ich freute mich! Zum Glück!! Wir hatten nicht nur gefühlt ewig gebraucht sondern waren in der Tat SEHR langsam gewesen! Nun waren wir in Les Tseppes. Noch ein kleines Stück hoch und dann kam der Downhill. Hier schlug wieder meine Stunde und ich überholte wieder jede Menge Läufer. Viel mehr als mich Bergauf überholt hatten. Ich war nicht mehr müde und ich merkte mein Kräfte kamen langsam zurück!
In Vallorcine war ich also wieder in Frankreich! Ich war zwar mittlerweile hinter meinem Zeitplan, aber der war auch in der Annahme von doch sehr viel besserem Wetter aufgesetzt worden und ohne Energie-Tief 😉 Allerdings hatte ich seit Trient über 50 Plätze gut gemacht. Hier wurde mir zudem noch von Joachim geholfen der eigentlich auf seinen Läufer Dennis (Herausgeber vom Trail Magazin) gewartet hat. Er meinte aber da Dennis noch etwas brauchen würde kann er mir zur Hand gehen. Dass war toll und sehr hilfreich. Wir unterhielten uns noch ein wenig. Dann ass ich noch ein paar Nudeln da die mir in Trient gut bekommen waren und ich ja auch merkte dass sie mir halfen wieder zu trinken und ich wieder etwas Kraft bekam. Gestärkt lief ich wieder in die Nacht hinaus, es sollte nun nochmal ein heftiger Anstieg von fast 1.000 Meter folgen. Aber es war der Letzte. Dann würde es Bergab zurück nach Chamonix gehen.

Auf diesem Uphill wurde ich schon gar nicht mehr so extrem viel überholt und ich konnte ganz gut dran bleiben. Anschließend ein Downhill wo ich wieder überholte, auch wenn die eine Dame darüber nicht erfreut war und mich nicht wirklich vorbei lassen wollte. Ich wartete bis sich eine Gelegenheit ergab und dann überholte ich auch Sie. Auf dem Höhenweg auf dem wir nun waren konnte ich gut dass Tempo halten und dann sogar auch Bergauf. Zwischendurch kamen immer Schilder mit wie weit noch bis nach La Flégère, ich hatte das Gefühl irgendwie stimmten die nicht denn ich kam gut voran und trotzdem dauerte es noch bis wir endlich aus dem Wald rauskammen. Zu allem Überfluss musste wir dann noch mal ein steiles Stück bergauf. Aber ich sagte mir, dass ist das letzte Stück Anka, dann kommt der Downhill.


Zum ersten mal seit Vallorcine wagte ich es auf die Uhr zu schauen. Beim los laufen in Vallorcine hatte ich festgestellt dass ich wenn ich für den nächsten Abschnitt solange brauchen würde wie für den Letzten, dann würde ich deutlich über 40 Stunden brauchen bis ins Ziel! Aber mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht! Mein Tief war überwunden! Ich war wieder deutlich schneller unterwegs und mit einem schnellen Downhill konnte ich es noch unter 40std. schaffen. Tatsächlich muss ich sagen, ich wäre auch mit über 40Std voll okay gewesen!! Der Lauf hatte es echt in sich gehabt! Es waren soviele ausgestiegen! Ins Ziel kommen war dass große Ziel und ich wäre Stolz über jede Zeit vor der Cut-Off-Zeit gewesen!!!
Aber natürlich reizte es mich nun, wo es möglich erschien, unter 40 Stunden ins Ziel zu laufen! Also gab ich Gas! Erst ging es steil auf der Schotterstraße runter, dann bogen wir ab hinein in einen schönen technischen Pfad. Ich freute mich nochmal auf einen technischen Downhill! Dann stolperte ich über meine eigenen Füsse und hab mich komplett flach gelegt vom Feinsten! Mein Arm brannte und dass Knie zwickte etwas. Ich hob mich auf. Es schien nichts gebrochen also gab ich erneut Gas! Ich konnte im Ziel schauen was passiert ist! Das Knie wurde wieder besser und es tat nur der Arm ziemlich weh! Ich verdrängte den Schmerz, es waren nur noch 7 km! Er würde schon nicht abfallen bis dahin!
Ich war sehr schnell, (auch wenn meine Uhr hier etwas anderes aufgezeichnet hat). Ich überholte tatsächlich bis nach unten nochmal 37 Läufer auf der kurzen Strecke! Teilweise hatte ich sie am Abend zuvor zuletzt gesehen, wie z.B. eine chinesische Dame. Ich glaube Sie war in der Tat auch sehr überrascht mich zu sehen! Noch überraschter war Sie glaube ich dass ich noch so laufen konnte! Ein bisschen ärgerte ich mich dass es mir nicht gelungen war richtig Energie zuzuführen. Da muss ich noch etwas finden was ich nehmen kann was schnell und einfach runtergeht und auch schnell wirkt! Vielleicht muss ich doch mal ein paar Gels testen! Mir kamen die sieben Kilometer wieder viel länger vor! Ich rannte was ich konnte, und Downhill kann ich wirklich! Als ich aus dem Wald raus kam, über die Metaltreppen lief und über die kleine Brücke hörte ich schon meinen Schatz! Da war er!!! Ich konnte vor anstrengend gar nicht zeigen wie überwältigt glücklich ich war!!! Er lief neben mir und dann etwas hinter mir und platze vor Stolz! Ich war auch so Stolz! Ich hatte es fast geschafft! Vor mir bei schönstem Sonnenschein war er, der Mont Blanc! Neben mir mein Schatz der mich feierte. Dass tat so gut! Ich wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen, aber ein klein bisschen musste ich damit noch warten! Die Leute riefen mir mitfiebernd zu und es wurde mir so langsam bewusst! Gleich habe ich es geschafft, gleich bin ich eine UTMB Finisherin!!!

Ich bog nach rechts ab und Jochen rannte so schnell er konnte ins Ziel. Ich hatte eine etwas längere Strecke. Wie oft waren wir diese Strecke in den letzten Tagen gegangen! Wie oft hatten ich überlegt wie es wohl ist wenn ich dort entlang laufe Richtung Ziel! Nun war es soweit! Die Straßen waren schon wieder ganz gut voll und die Leute jubelten mir zu! Ich lief vorbei an dem Denkmal von Jacques Balmat und Horace-Bénédict de Saussure, den Erstbesteigern des Mont Blanc! Sie zeigen auf den Mont Blanc und ich blickte trotz Anstrengung hin und dachte mir, “ich habe dich zwar nicht erklommen aber umrundet!” Dass ist auch eine Leistung! Dann lief ich um die Kurve und weiter Richtung Ziel. Da war ich nun auf der Zielgeraden, vor mir der Torbogen durch den ich am Freitag Abend beim Start durchgelaufen bin. Auf der Uhr noch deutlich unter 40 Std. Ich strahlte und auch ein paar Tränchen formten sich in meinen Augen! Dann lief ich überwältigt von Gefühlen, Überglücklich und Stolz durch diesen Torbogen ins Ziel! Jochen stand da und freute sich mit mir! Wir hatten es geschafft!! Er hat mich großartig unterstützt und ich bin tapfer trotz aller Hindernisse, Naturgewalten und Anstrengungen hinweg gelaufen! Als ich ins Ziel lief strahlte mich die Sonne an als sei ein Scheinwerfer der auf mich gerichtet war! Dass müssen meine Lieben im Himmel gewesen sein!!! Sie hatten wirklich Alle sehr gut auf mich aufgepasst! Nun war ich da! Im Ziel!!
Ich habe den UTMB gefinished!!!








Ich habe 39std. 39min. gebraucht! Es sind 2.492 Läufer an den Start gegangen. 827 Läufer sind ausgestiegen und 1.665 Läufer sind ins Ziel gekommen. Ich liege insgesamt auf dem 720. Platz. Bei Col de Voza (der Anstieg vor Sant Gervais) wo zum ersten Mal nach dem Start aufgezeichnet wurde wo ich im Läuferfeld lag, war ich noch auf Platz 768. Ich hatte es tatsächlich geschafft einige Plätze nach Vorne zu laufen. Bei den Frauen bin ich auf Platz 88 von 221 und in meiner Altersklasse habe ich es sogar auf den 5. Platz von 22 geschafft! Also auch wenn ich etwas länger gebraucht habe als ich erwartet hatte, so kann ich denke ich zu recht Stolz sein!


Der UTMB ist mein bisher schwierigster 100Meiler den ich gemacht habe! Dies liegt vor Allem an den Wetterverhältnissen die es dieses Jahr zu bewältigen galt, wodurch natürlich auch die Wegebeschaffenheiten teilweise eine große Herausforderung waren! Die harten Cut-Off-Zeiten am Anfang finde ich nicht ganz ohne, auch wenn sie gut zu schaffen sind. Aber man muss von Anfang an ein schnelles Tempo laufen. Ich nehme für mich mit dass ich noch sehr viel an meiner Ernährung/Energiezufuhr arbeiten kann/muss. Dafür hat mein Mindset wieder einmal eiserne Stärke bewiesen 😉

Etwas enttäuscht war ich dass es im Ziel keine Medaille gab. Irgendwie gehört es dazu das einem jemand gratuliert und Sie umhängt! (Zum Glück bastelt Birte mir etwas schönes aus meiner Startnummer, die erstaunlicherweise recht sauber und ordentlich geblieben ist). Jochen und ich machten noch ein paar schöne Bilder vom Ziel. Irgendwie wollte ich gar nicht weg! Es war so schön hier! Aber dann meinte Jochen ich solle mir meine Finisherweste holen und endlich mal was Essen!


Stolz nahm ich meine Weste entgegen! Die hatte ich mir wirklich verdient!!! Dann holten wir etwas zu Essen und trinken. Auch Jochen durfte sich ein Bierchen nehmen. Ich zog mich um und zog natürlich meine Finisherweste an. Dann kam Franzi mit ihrem Mann und ihrer Tochter. Sie waren noch da und hatten geschaut wann ich ins Ziel komme. Wir gratulierten uns, Franzi war am Donnerstag den OCC erfolgreich gelaufen und war auch glücklich und Stolz! Wir machten noch Fotos vor der Finisherwand bevor Sie zum Flughafen mussten.


Da das Wetter so toll war und ich eh viel zu aufgedreht war um in die Unterkunft zu fahren, beschlossen wir noch zum “Aiguille du Midi” einem Vorgipgfel des Mont Blancs hoch zu fahren. Es war ein tolles Erlebnis! Die Ausblicke von dort oben auf Chamonix und die Gipfel um die ich die letzten Tage drumherum gelaufen bin waren einfach fantastisch! Der Mont Blanc zeigte sich von Seiner schönsten Seite! Es war herrlich.





Dann assen wir noch etwas und sind zurück zur Unterkunft gefahren. Mein Bericht könnte hier nun zu Ende sein. Allerdings ist am Montag dann noch etwas passiert was VIEL besser als eine Finisher Medaille ist! Nach einem entspannten Beginn in den Tag, dass Wetter lud leider nicht zum Wandern ein, sind Jochen und ich nach Chamonix gefahren. Wir wollten nochmal gemütlich durch den Ort bummeln, etwas Käse kaufen und Essen gehen. Dann meinte Jochen zu mir, “das ist doch Kevin, und Courtneys Eltern… oh und da ist ja auch Courtney!” War dass jetzt wirklich wahr! Ich sollte nun auch noch Courtney Daughwater treffen! Ja! Es war wahr! Ich ging zu ihr und sagte Ihr wie es mir Mut gemacht hat zu hören dass Sie weitergekämpft und nicht aufgehört hat! Dass ich generell finde Sie sei ein tolles Vorbild mit ihrer positiven Art. Sie hielt mir die Hand zum “high five” und rief “hey wie did it”! YES WE DID!!! Unheimlich sympathisch und nett ist Sie! Wir redeten noch eine kurze Weile und Jochen machte noch ein Erinnerungsfoto 🙂 Er unterhielt sich mit Kevin und wir waren beide total happy. Ich hatte noch am Anfang gesagt, ich möchte eigentlich nur eine Elite treffen und dass sei Courtney! Nun habe ich mit ihr geredet und habe sogar ein Foto mit Ihr zusammen!


Was für ein Wochenende! Was für ein Abenteuer!! Was für ein Lauf!!!
Ja der UTMB ist einzigartig. Ja er wird die Meinung vieler Trailrunner spalten! Für viele ist er ein Traum, Andere werden Ihm stets kritisch gegenüber stehen. Ja es ist nicht Alles perfekt und es gibt sicher das Ein oder Andere zu kritisieren. Aber gibt es dass nicht immer? Ich hatte durch meinen 3. Platz beim KAT100 diese einmalige Chance hier mitzulaufen und für mich war es wie ein Geschenk zu meinem 50. Geburtstag! Die ganze Atmosphäre in Chamonix aber auch in den anderen Orten wo gestartet wird auf unterschiedliche Distanzen oder wo man beim UTMB durchläuft, ist einfach magisch! Das Runners Village, die Übertragung, die aufgeregten, mit Vorfreude gepackten Läufer! Ihre Supporter und Familien sowie Freunde. Der Start!!! Ja der Start! Er ist etwas ganz besonderes!!! Die Stimmung entlang der Strecke! Ich könnte unendlich Punkte aufzählen wieso ich den UTMB einen ganz tollen Lauf finde! Am wichtigsten ist allerdings dass tatsächlich, neben All den eben schon aufgezählten Dingen, die Strecke einfach wunderschön ist! Auch dass man durch drei Länder läuft ist toll. Immer wieder der Blick auf das Mont Blanc Massiv! Traumhaft! Leider hatten wir dieses Jahr zwar extrem Pech mit dem Wetter, aber dafür kann der UTMB ja nicht’s!


Würde ich ihn nochmal laufen? JA! Würde Jochen ihn laufen? Auch ein ganz klares JA!
Vielleicht sehen wir dich noch mal wieder lieber UTMB!
Zum Schluss noch einen Zitat welches mich beim Ultratrailrunning antreibt;
“Stärke kommt nicht von Gewinnen. Du wächst an Deinen Herausforderungen. Wenn du auf Widerstände triffst und dich entscheidest dranzubleiben, das ist Stärke”.
6 Comments
Eine unglaubliche Leistung und ein toller Bericht, liebe Anka!
Daaaaaaaaankeschön ☺️ Es war ein ganz besonderes Abenteuer!!! Daaaaaaaaankeschön fündig Unterstütztung! Ich hab lieb☺️
Viiielen Dank für den spannenden Bericht, meine Süsse!!! Wir haben den Lauf voll aufgeregt mitverfolgt und dir sämtliche Daumen gedrückt. Erfolgreich!!!
Wir haben dich doll lieb und drücken dich und Jochen ganz fest…
Daaaaaaaaankeschön ihr Lieben 🫶🫶🫶 Ich bin so überwältigt und so glücklich! Ich freue mich dass Ihr mir SEHR erfolgreich die Daumen gedrückt habt und den Lauf verfolgt habt🫶 Ich hab euch auch gaaaaaaaanz dolle lieb! Ich denke sooft an euch😘😘😘😘
Liebe Anka! Was für ein Erlebnis! Was für ein Bericht! Vielen Dank dass wir so einen intensiven Einblick in dein Rennen bekommen durften. Ich hatte beim Lesen das Gefühl ich bin jede Sekunde an deiner Seite und musste mir auch ein paar Tränchen weg wischen. Ich freue mich für dich und du bist jetzt neben Courtney mein Vorbild 🫶 es war sehr schön euch getroffen zu haben! Wir sehen uns bald wieder! Alles Gute für dich und Jochen bei euren nächsten Abenteuern! Liebe Grüße, deine Franzi 😘
Liebe Franzi, jetzt hab ich Tränchen in den Augen🙏 Danke dir für deinen lieben Kommentar und ich freue ich immer wenn wir uns sehen! Du hast auch eine wirklich starke Leistung hingelegt, Respekt 🥳 Ich freu mich dich bald beim nächsten Lauf zu sehen! Fühl dich fest umarmt 😘😘😘😘