

Am Freitagmittag bei extremer Hitze treffen wir Susi am Münchner Ostbahnhof. Ich frage mich warum ich eine lange dunkle Jeans angezogen habe🙈 Susi wird in Salzburg dass erste Mal die 92km Distanz laufen und ist schon sehr aufgeregt. Wir haben uns ebenfalls für die 92km entschieden da wir ja nur drei Wochen zuvor die 100Meilen beim Garda Trentino Trail Extra gemacht haben und in fünf Wochen schon unseren großen Lauf über 250km beim Eiger250 haben. Dieser Lauf ist für uns nochmal die Gelegenheit als Team zusammen zu laufen. Wir wollen Ihn zwar etwas schneller laufen, aber in erster Linie steht das Team!
In Salzburg angekommen beziehen wir unsere Unterkunft, Michi kommt erst am Nachmittag und deshalb gehen wir schon zum Kapitelplatz um unseren Startunterlagen abzuholen. Auf der Messe treffe ich auch Franzi. Wir kennen uns über Insta und haben uns schon beim KAT100 gesehen. Franzi hatte sich für die vollen 120km angemeldet, ihre längste Distanz bis jetzt. Ich freute mich Sie zu sehen und wir wünschen uns Alle viel Glück! Susi und vor allem ich kauften auf der Messe noch ordentlich ein. Dann holten wir uns einen Kaffee und gingen zum Zelt zur Wettkampfbesprechung. Auch Michi war mittlerweile eingetroffen, er war wegen dem Pfingstwochenende im Stau gestanden.



Nach der Besprechung gehen wir zum Asiaten Abendessen und dann zurück zur Unterkunft. Es wird eine kurze Nacht. Um 05:45 Uhr fährt unser Shuttlebus nach Fuschl.
Wir stehen also um 4 Uhr auf, essen eine Kleinigkeit zum Frühstück und gingen zum Bus. In Fuschl geben wir unsere Dropbags ab, nach 55km wenn wir wieder durch Fuschl laufen haben wir Zugriff darauf. Ich habe ein paar Wechselschuhe und Socken sowie Tshirt, Laufhose, Handtuch und vor Allem meine Verpflegung und Tailwind (Getränkepulver), für die zweite Hälfte vom Lauf darin. Dann ging es zum Start.


Von Fuschl geht es erstmal zur Schafbachalm. Nach einem kurzen flachen Stück kam dann auch gleich der erste Anstieg. Susi gibt bergauf Gas und ist vor uns. Wir waren aber auch nicht langsam unterwegs und ich musste ganz schön schnaufen. Ich bin halt ein alter Diesel und brauche die ersten 20 bis 30km um warm zu werden. Diese sind immer die Härtesten bei einem Lauf für mich. Aber ich freute mich dass die Jungs gut drauf waren und wir gut voran kamen. An der Verpflegung bei der Schafbachalm staune ich wie schnell die Jungs ihre Flaschen auffüllten, Jochen half mir sogar noch dabei Meine voll zu machen und los geht’s. Noch ein kleines Stück hoch und dann kam schon der Downhill nach St. Gilgen.
Wir hatten beste Laune und kamen gut voran, ich freute mich dass die Temperatur etwas besser wurde. Es war anfangs ganz schön schwül. Da ist mir kühler Wind tatsächlich lieber. Ich erinnerte mich daran wie heiß es hier war als wir 2022 den 108km Lauf gemacht hatten. Da hatten uns die Helfer zum Glück regelmässig mit Wasser abgespritzt. Es war für mich ein toller Lauf und ich bin sehr schnell gewesen trotz der Hitze. Jochen hatte sich damals am Fuss verletzt und auch Michi hatte damals keinen guten Tag. Beide hatten also noch eine Rechnung offen mit Mozart100!




Ich freute mich auf den Downhill, mit der schwülen Luft und dem strammen Aufstieg war mir ganz schön warm geworden. Downhills sind immer meine Favoriten! Jochen lief voraus und er gab ein schönes Tempo an. Unsere letzten schnellen Downhills im Training haben echt nochmal was gebracht. Michi gefiel das Tempo auch und so sind wir schön schnell runter nach St. Gilgen gelaufen. Kurz vor St. Gilgen haben wir Susi getroffen. Auch Sie hatte einen wirklich guten Tag☺️

Auch bei der VP in St. Gilgen ging alles schnell und so liefen wir am See entlang Richtung Aufstieg vom Schafberg. Hier liefen die Profis und ganz schnellen Läufer uns schon wieder entgegen, Sie hatten die Runde zum Schafberg hoch und wieder runter schon gemacht. Dieser Berg ist Michi 2022 besonders schwer gefallen. Hier hatte er damals seinen Einbruch bekommen und ist von da an nur noch sehr langsam voran gekommen. Er erzählte uns genau wie schlecht es ihm an welcher Ecke damals ging. Auch Jochen erinnerte sich daran wie schwer es ihm letztes Mal ging. Aber Beide hatten gute Laune und waren froh dass es diesmal richtig gut lief! Es war allerdings wieder sehr schwül und wir waren Alle fleißig am trinken. Wir wurden ruhiger und konzentrierten uns auf unseren Schritt. Michi hatte mit seinem Kopf zu kämpfen, die Erinnerungen von damals waren sehr präsent, wir machten etwas langsamer. Dann ging uns Allen so ziemlich das Trinken aus. Zum Glück hatte Jochen noch etwas was er Michi geben konnte. Wir kamen stetig weiter und lange konnte es nicht mehr sein bis wir oben waren. Wir stießen auf Gisela auf, die ebenfalls die 92km Distanz lief. Ich unterhielt mich nett mit Ihr und auf einmal waren wir auch schon oben.


Oben an der VP war auch Susi, die in St. Gilgen kürzer Pause gemacht hatte als wir. Auch Ihr war das Trinken ausgegangen und Sie meinte auch dass der Anstieg ganz schön anstrengend war. Wir füllten also erstmal unsere Flaschen auf und nahmen uns Zeit um uns zu stärken. Susi war bei den VPs immer deutlich schneller als wir, aber zu Dritt braucht man einfach länger bis jeder fertig ist. Dennoch finde ich, wir waren recht zügig und haben nicht extrem getrödelt.



Der Downhill zurück nach St. Gilgen lief wieder richtig gut. Jochen lief voraus und gab das Tempo an. Er ist am schnellsten wenn er vor läuft. Wir überholen viele und schließen schließlich auf eine Läuferin auf die auf der 120km Distanz unterwegs war. Jochen blieb hinter ihr und wir liefen Ihr hinterher. Sie hatte ein gutes Tempo! Blöderweise bin ich bei dem Downhill umgeknickt, stellte aber fest dass es (erstmal) nicht weh tat. Michi, der hinter mir war und es gesehen hat war froh dass alles okay war! Beim Downhill kamen wir auch wieder an Susi vorbei. Wir freuten uns jedesmal wenn wir uns sahen! Ich war jetzt endlich richtig warm gelaufen und stellte fest dass mir das Laufen am See entlang nach St Gilgen viel leichter fiel als hinzu Richtung Aufstieg zum Schafberg. Yep, der Diesel war warm😃 Hatte diesmal etwas länger gedauert als sonst aber hey, vor drei Wochen hatten wir ja auch gerade erst 150km mit 10.000 Höhenmetern gemacht.


Als wir in St. Gilgen an der VP waren gönnten wir uns Suppe. Jochen hatte beschlossen keine Cola zu trinken bei diesem Lauf da wir vermuten sein Tief beim Garda Trentino Trail kam auch weil er zu früh Cola getrunken hatte. Als Susi an der VP ankam bat Sie um eine Ibu, Sie hatte Schmerzen an der Leiste. Jochen gab Ihr eine und nach etwas Trinken, Essen und kurz die Beine hoch lief Sie weiter. Wir mussten noch auf die Toilette, nahmen nochmal etwas Suppe und liefen dann auch weiter.
Von St. Gilgen liefen wir zurück nach Fuschl. Hier warteten unsere Dropbags auf uns. Ich merkte so langsam ein leichten Schmerz am Knöchel, er war vom umknicken etwas angeschwollen und scheuerte nun beim Laufen an dem Schuh. Ich beschloss in Fuschl die Schuhe zu wechseln und hoffte es wäre mit den anderen Schuhen vielleicht besser. Auch freute ich mich auf mein “DrinkSalt” da es doch sehr schwül war heute hatte ich einfach einen erhöhten Bedarf. Auch Michi freute sich auf Fuschl. Er wirkte etwas müde, meinte aber es gehe ihm gut.
In Fuschl war auch Susi und winkte uns zu als wir ankamen. Die Ibu hatte ihr geholfen und Sie meinte Sie hatte ein richtiges Hoch danach. Dass freute uns sehr! Wir gingen zur Dropbagsausgabe und da gab es dann für mich leider schlechte Nachrichten. Kein Dropbag! Weg!! Wahrscheinlich schon auf dem Weg nach Salzburg 🙈 Dass ist Ultralaufen! Es gibt immer wieder etwas Neues was man zuvor noch nie hatte! Also keine Schuhe wechseln! Blöder war tatsächlich dass ich meine Verpflegung für die zweite Laufhälfte ebenfalls in meinen Dropbag gepackt hatte! Michi gab mir etwas von seinem Tailwind, auch Susi bot an mir etwas Verpflegung von ihr abzugeben. Ich meinte aber ich würde mit der Verpflegung vom Veranstalter schon klar kommen. Ich musste da jetzt einfach durch! Würde schon irgendwie klappen. Wir hatten Alle gute Laune und Spaß, dass war für mich das wichtigste!

Als wir von Fuschl am See entlang liefen zum nächsten Verpflegungspunkt in Hof hatte Michi ein kleines Tief, wir nahmen also das Tempo raus. Es ging darum zusammen zu laufen als Team und nicht um die Zeit! Hauptsache die Laune passt! Und wenn es dann Einem von uns mal schlecht geht, oder Einer hinfällt, oder aus welchen Grund auch immer langsamer machen muss, dann ist es so! Einer für Alle, Alle für Einen!
Auf dem Weg nach Hof began, wenn ich mich richtig erinnere, auch der Regen. Es kamen immer wieder leichte Anstiege gefolgt von leichten Downhills. Ich fand es schwer zu entscheiden ob mit oder ohne Jacke, da die Jungs aber ihre Jacken angezogen haben tat ich dies auch. Der Boden wurde nun matschig. Jochen und ich hatten dies viel im Training geübt und waren auch froh darüber. Wir kamen immer noch gut voran, auch wenn vielleicht auf diesem Stück nicht ganz so schnell. Jochen meinte vielleicht lag Michis Tief auch an der Cola die er getrunken hatte. Ich denke auf jeden Fall dass wir beim Eiger250 auf Cola verzichten sollten! Ich freute mich aber weil wir als Team gut zusammen hielten. Es gab kein Gejammer und wir halfen uns Gegenseitig, sei es mit Verpflegung oder aufbaunden Worten!
Ab Hof ging es Michi glaube ich wieder etwas besser. Ich fragte ob er vielleicht vor laufen möchte und das Tempo angeben mag, aber er meinte er laufe lieber als Schlusslicht und es geht ihm gut damit. Wir liefen weiter zur nächsten VP in Koppl. Durch den Regen wurde es in den Waldgebieten schon ziemlich dunkel und wir beschlossen unsere Stirnlampen aufzusetzen. So richtig gebraucht haben wir sie zwar noch nicht, aber wir hatten sie auf jeden Fall schon mal parat. Außerdem mussten wir unsere Schuhe ausleeren da bei einem feuchten Boden irgendwie viel mehr Dreck reinkommt.

Nach Koppl gab es noch eine VP am Gaisberg. Der Aufstieg hatte es nochmal in sich! Allerdings tat mein Knöchel tatsächlich bergab mehr weh als bergauf. Es war nicht mehr weit und ich beschloss einfach nicht daran zu denken!

Der Blick vom Gaisberg auf das mittlerweile im Dunkeln erleuchtete Salzburg war wunderschön! Der Teil hat uns wirklich gut gefallen. Jochen hatte an der letzten VP eine Ibu und Coffeintablette genommen. Da sein größter Feind immernoch die Nacht ist. Er wollte vermeiden zum Schluss noch einen Einbruch zu bekommen. Er hatte wirklich einen sehr starken Tag und nun schoss er beflügelt voran. Ich hatte mir an der letzten VP gedacht es ist vielleicht schlau eine Nääk Waffel, (zumindest ein kleines Stück davon) zu essen. Jochen schwört auf Die und auch Susi meinte sie verträgt Die gut. Leider musste ich feststellen dass sie mir nicht so gut bekommen! Mir wurde ziemlich übel davon. Solange wir im Flachen liefen war es nicht so schlimm und ich konnte trotz Übelkeit noch laufen. Als wir dann aber die Stufen zum Kapuzinerberg hinauf mussten und ich bei jeder Stufe den leichten Ruck vom aufsetzen der Füsse in meiner Magenregion merkte, ging auf einmal Nichts mehr! Als ich dass zweite mal stehen bleiben musste weil ich hoffte die Waffel würde rauskommen meinte Michi ob ich nicht evtl. etwas nachhelfen möchte. Der Gedanke die Hand, die nicht mehr ganz so sauber war nach fast 92km in den Hals zu stecken erschien mir nicht so angenehm 🙈 Ich musste an Kapstadt denken, wo mir auch relativ Nah vorm Ziel so übel wurde. Auch dort waren es Stufen die mir das Leben schwer machten nachdem ich eine ölige Kartoffel gegessen hatte. Allerdings habe ich mich damals hingesetzt und die Übelkeit versucht wegzuatmen was mich einiges an Zeit gekostet hatte. Ich beschloss es auf die von Michi vorgeschlagene Weise zu versuchen! Ein Versuch und draußen war das böse Teil!
Als die Waffel draußen war ging es mir wieder super! Wirklich erstaunlich was die Ernährung ausmacht. Beim Eiger250 werde ich auf jeden Fall immer etwas mehr dabei haben für den Fall dass mal ein Dropbag nicht da ist! Ich lief vor, da Jochen, immmernoch beflügelt von seinem kleinen “Tabletten-Cocktail” ein etwas zu übermütiges Tempo hatte. Ich wollte auf keinen Fall riskieren dass einer von uns nun doch noch ein Einbruch bekommt, gerade wo meine Übelkeit jetzt weg war und auch Michi sein Tief schon seit längerem wieder überwunden hatte. Der Boden war nass und es war jetzt auch komplett dunkel. Es war aber, so fand ich, dennoch gut laufbar. Allerdings muss ich feststellen dass meine Stirnlampe nicht mehr die Beste ist. Ich weiß nicht ob es daran lag, oder ob, so wie Jochen sagt, der Ast einfach “saudoof im Weg lag” und nicht zu erkennen war! Auf jeden Fall habe ich eine Bauchlandung vom Feinsten hingelegt! Jochen der nicht weit hinter mir lief schaute mich mit großen Augen erschrocken an. Ich hatte mich mittlerweile auf den Rücken gedreht und schnappte erstmal nach Luft! Michi kam an und fragte ob alles okay sei. Er hatte nicht gesehen was passiert war, sah mich nur am Boden liegen. Ich versicherte Beiden dass es mir gut ginge, ich nur einen kleinen Moment brauchte um wieder gut Luft zu bekommen. Jochen zeigte Michi den Ast und sie nahmen Ihn und beseitigen Ihn vom Weg damit nicht noch jemand Anderes darüber stolpert so wie ich! Ich hatte mittlerweile wieder Luft getankt. Jochen half mir hoch und so liefen wir weiter. Wir hatten es nicht mehr weit!

Als wir unten waren in der Stadt mussten wir noch zweimal kurz an der Ampel stehen bleiben und wurden ordentlich angefeuert von “normalen Menschen” die am Samstag Abend Party machten. Dann liefen wir die letzten Meter Richtung Kapitelplatz. Das Lächeln auf unseren Gesichtern wurde immer größer! Wir hatten es geschafft! Wir bogen um die Kurve und sahen den Zielbogen. Wir nahmen uns bei der Hand und liefen ins Ziel! Gemeinsam, Glücklich und als starkes Team!

Susi die ca. 20 Minuten vor uns ins Ziel gekommen war, jubelte uns zu und wir freuten uns über unsere Zeit von 16std. 18min. Nach ein paar Fotos holten wir unsere Dropbags und tatsächlich, Meine war auch da🙏 Wir bekamen noch ein schönes Finisher Tshirt und gingen glücklich zurück zur Unterkunft um zu schlafen.


Es war ein toller Lauf und wir sind gut als Team zusammen gewachsen! Der Eiger250 kann kommen! Wir freuen uns darauf!!!
Auch Franzi hat übrigens ihren Ersten 120km Lauf geschafft! Glückwunsch auch nochmal an Susi, du hast dass wirklich ganz toll gemacht! Wir freuen uns sehr mit Beiden!!


FAZIT: Als nächstes kommt der Eiger250 und wir sind bereit!
2 Comments
Und wieder einer geschafft. Weiter so!
War ein toller Lauf und hat trotz kleiner Hindernisse richtig Spaß gemacht☺️